COOKE QUINTET an indefinite suspension of the possible (Black Hat Records, BH-1004): Ich staune, fünf neue Namen und gleich ein heißer Anwärter für die BA-Favourites. Die Köpfe, die der Saxophonist, Flötist & Bassklarinettist Michael Cooke (*1970) da in der Bay Area um sich geschart hat, zeichnen sich alle durch ihre polystilistische Offenheit und unpuristische Virtuosität aus. Ob die erstaunliche Posaunistin & Didgeridoospielerin Jen Baker, die Kotospielerin Shoko Hikage, der stupende Cellist Alex Kelly oder der Drummer & Perkussionist Timothy Orr, sie alle haben Stand-, Spiel- und Tanzbeine in Klassik und Weltmusik mit einem Spektrum von Barock bis Zydeko, von Renaissance bis zum Hundredth Monkey Ensemble. Cooke selbst stellt sein Quintett in die Nähe von Julius Hemphill, Martin Ehrlich‘s Dark Woods Ensemble oder Masada. Aber sein Kompositionsstil ist doch ganz eigen. Pluralistisch integriert er Klezmer- oder oktatonische Skalen, eine indische Raga verschmilzt mit Tuva-Anklängen, jüdisches Melos trifft auf japanische Zithermusik, gutturaler Posaunenklang auf Cellogeflirr, elegische Erinnerungen wechseln mit Träumereien ins Exotische mit dem Stillen Ozean of Sound als offenem Horizont. Nichts ist hier nicht komplex arrangiert, mit Musica Nova-Ambitionen und voller Sophistication. Aber statt etwas Gestelztem und Sperrigem erklingen 7 hellwache Träumereien über "Loss", "Love at Twilight" und die "Chain of Existence", eine autobiographische Suite über drei Stationen mit einem furiosen Mittelteil. Und Cooke selbst, ein langmähniger Schönling, dem man alles andere zutraut, singt dabei auf seinen Reeds mit der Verve, Innigkeit und ausgereiften Persönlichkeit eines genuinen Musikers, dessen Namen man sich merken muss. Ich jedenfalls bin schwer begeistert.